Wettkampf um die Kur – Nur die Stärksten setzen sich durch?

Parlamentarisches Frühstück des Müttergenesungswerks

Parlamentarisches Frühstück des Müttergenesungswerks

Wettkampf um die Kur – Nur die Stärksten setzen sich durch?

Berlin, 28.4.2023 Das Müttergenesungswerk (MGW) begrüßte interessierte Abgeordnete des Bundestages beim diesjährigen Parlamentarischen Frühstück. Im Fokus der Veranstaltung standen der steigende Bedarf an Kurmaßnahmen bei Müttern, Vätern und pflegenden Angehörigen und wie eine gute Versorgung gelingen kann. Alles sei davon abhängig, das Netzwerk an Kliniken und Beratungsstellen zu stärken, um Kurbedürftige wirkungsvoll unterstützen zu können. Hierfür müssten politisch zunächst die richtigen Weichen gestellt werden, denn die Kurplätze sind rar und die Finanzierungslage der Kliniken und Beratungsstellen weiterhin mangelhaft.

Anstieg der Kurbedürftigkeit

Sorgearbeit Leistende – Mütter, Väter und Pflegende – haben nach dem Gesetz einen Anspruch auf eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme. Das wird im Fünften Buch Sozialgesetzbuch abgesichert. Diese Leistung ist notwendig, das wurde insbesondere durch die Corona-Pandemie deutlich, in der die Belastung in den Familien stark gestiegen war. Diese Entwicklung veranschaulichte MGW-Geschäftsführerin Yvonne Bovermann beim Parlamentarischen Frühstück in ihrer Präsentation. Mütter und Väter haben in der Regel mehr als drei Krankheitsindikationen, die von Erschöpfung, Angstzuständen bis hin zu körperlichen Beschwerden reichen. Insbesondere bei pflegenden Angehörigen, die Kinder mit Behinderungen pflegen, zeige sich die Kurbedürftigkeit mit 75 Prozent sehr ausgeprägt.

Bedarf kann nicht gedeckt werden

Menschen, die Sorgearbeit leisten, sind also dringend auf das Gesundheitsangebot der Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen angewiesen. Die Kliniken und Beratungsstellen im Müttergenesungswerk können die starke Nachfrage unter den aktuellen Bedingungen jedoch kaum noch bewältigen. Die Plätze in den Kliniken sind begrenzt. Die Wartezeiten auf einen Kurplatz verlängern sich auf ein Jahr oder länger. Da die Kliniken seit Jahren unterfinanziert und die Tagessätze sind viel zu niedrig sind, bleiben Investitionen und der Ausbau an Kurplätzen weiterhin auf der Strecke.

Keine Beratung, kein Zugang zur Kur

Besorgniserregend ist auch die Situation der Beratungsstellen im Müttergenesungswerk. Die Finanzierung der Beratungsarbeit ist weiterhin ungeklärt und muss bisher von den Trägern der Wohlfahrtspflege getragen werden. Viele sind deshalb gezwungen, ihre Beratungsarbeit zumindest teilweise einzustellen. Eine fatale Entwicklung, denn das Angebot der Beratung für Hilfesuchende ist ein zentraler Baustein, um einen niedrigschwelligen Zugang zur Kurmaßnahme zu gewährleisten. Besonders vulnerable Personengruppen profitieren davon, das zeigt eine neue Studie des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), die im Rahmen des Parlamentarischen Frühstücks den Abgeordneten vorgestellt wurde: Eltern mit Kindern bis zwei Jahre sind häufig nicht oder nur unzureichend über die Möglichkeit einer Kurmaßnahme informiert. Weshalb die Empfehlungen der Studie dahingehend sind, intensiver öffentlichkeitswirksam zu informieren und die entsprechenden Fachkräfte wie Ärzt*innen und Berater*innen noch besser miteinander zu vernetzen. Zudem nehmen viele den Prozess der Antragsstellung einer Kur als sehr aufwändig und komplex war und sind deshalb in besonderem Maße auf die Beratungsleistung angewiesen. Kurbedürftigen aus einkommensschwachen Verhältnissen fehlt zudem das Wissen über die Möglichkeiten eines finanziellen Zuschusses zur Kur, wie ihn das Müttergenesungswerk aus Spendenmitteln zur Verfügung stellt. Auch hier haben die Beratungsstellen eine wichtige Funktion: sie informieren und leiten die Beantragung eines solchen Zuschusses ein.

Der Beratungsbedarf liegt im Schnitt bei etwa zwei bis drei Stunden pro beratener Person. Nicht so bei vulnerablen Gruppen, deren Beratung und Begleitung häufig bis zu 10 Stunden umfasst. Der Rückgang der Zahl der Beratungsstellen in Deutschland führt nun dazu, dass viele dieser Familien nicht erreicht werden können. Eine Kurmaßnahme wird so abhängig gemacht von den Ressourcen der kurbeantragenden Mütter, Väter und Pflegenden. Wer über genügend Wissen, Zeit und Ausdauer verfügt, ist klar im Vorteil. Ein gleichberechtigter Zugang zu diesem Gesundheitsangebot kann so nicht mehr gewährleistet werden.

Politische Maßnahmen gefordert

Der politische Regelungsbedarf ist groß. Drei große Anliegen formulierte das Müttergenesungswerk im Gespräch an die Parlamentarier im Bundestag: Es braucht mehr Kurplätze, die Beratung und Unterstützung von Sorgearbeit Leistenden muss ausgebaut werden und die Gesundheit von Sorgearbeit Leistenden muss größere Berücksichtigung finden. Ein Nationales Gesundheitsziel wäre hier der erste Schritt. „All dies könnten wir auch im parlamentarischen Verfahren unterstützen“, betont die MGW-Kuratoriumsvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler. „Damit schaffen wir eine gute Zukunft für Mütter, Väter, Pflegende und ihre Kinder!“

Die Pressemitteilung steht HIER zum Download verfügbar. 

 

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