Alleinerziehend in der Corona-Krise - bis irgendwann nichts mehr geht

Es braucht echte Superkräfte, um alleinerziehend durch die Pandemie zu navigieren. Annika erzählt uns, wie es ihr erging und wie ihr die MGW-Kur half.

„Sei froh, dass du so stark bist!“ ist ein Satz, den ich nur zu oft gehört habe. Doch die Leute haben es nicht verstanden: Ich bin nicht stark, weil ich es sein möchte, sondern weil ich es sein muss! 

Mein Name ist Annika. Ich bin 33 Jahre alt und seit fünf Jahren alleinerziehende Mama meines siebenjährigen Sohnes. Wir wohnen in Hamburg zusammen mit zwei kleinen Hunden und ich arbeite als Kommissioniererin in einem Pharmagroßhandel. 

Schon immer war das Geld knapp. Für einen Urlaub hat es seit vielen Jahren nicht mehr gereicht. Die ganze Woche war vollgestopft mit Terminen, Haushalt, zwei Hunden, Logopädie, Schwimmkurs, Karate, Einkaufen und was sonst noch so alles anfällt.  

Abends, wenn mein Kleiner im Bett lag und ich körperlich zur Ruhe kam, war mein Kopf noch lange nicht so weit. Meine Gedanken waren immer in der Zukunft oder in der Vergangenheit – nie im Hier und Jetzt. Ich spürte schon lange eine innere Unruhe. Nach außen hin funktionierte ich noch. Doch sobald ich allein war, viel ich in ein tiefes schwarzes Loch, weinte und wusste manchmal gar nicht wieso. Ich fühlte mich einfach kraftlos. Ich sprach mit meiner Hausärztin, die mir eine Mutter-Kind-Kur empfahl, um mal aus dem Alltag rauszukommen und Zeit bewusst nur für mich und mein Kind zu haben. Ganz ohne den täglichen Druck! Ich fuhr zu meiner Krankenkasse und erhielt dort direkt einen Kurantrag, den ich Zuhause ausfüllte.  Zusammen mit dem Schreiben meiner Ärztin reichte ich den Antrag bei meiner Krankenkasse ein und schon kurze Zeit später bekam ich die Bewilligung. 

Es sollte für uns an die Nordsee gehen, auf die schöne Insel Pellworm. Uns hätte es nicht besser treffen können. Für uns als Großstadtmenschen war es der beste Ort um komplett zu entschleunigen, denn auf Pellworm gibt es einfach mal nichts außer Ruhe. 

Bevor es losging, setzte sich eine Mitarbeiterin des Hauses mit mir in Verbindung und schickte mir dann die Unterlagen zur Anmeldung zu.  Meine Vorfreude wurde durch Corona getrübt. Der erste Lockdown kam, dann der zweite. Ich überlegte, ob ich dir Kur nicht absagen sollte: Die Corona-Regelungen wurden so hart und ich dachte: Das kann doch gar nichts werden. Wie sollen wir auf eine Mutter-Kind-Kur gehen und entspannen können, wenn wir doch zu niemandem Kontakt haben dürfen? Ich haderte sehr mit mir, doch fasste schließlich den Entschluss: Wir fahren. 

Ich bin froh, der Kur eine Chance gegeben zu haben. Mein Sohn und ich nahmen am dritten Kurdurchgang seit Ausbruch von Corona teil.  Das Haus war bereits gut auf die Situation eingestellt und hatte eine tolle Hygiene- und Abstandsorganisation entwickelt. Wir wurden in kleineren Gruppen eingeteilt, daher konnten wir sehr viele der Angebote nutzen. Einige mit Kind, aber auch viele alleine. Ich machte Yoga-Kurse, bekam Physio-Therapie und Massagen. Ich lernte Nordic Walking und besuchte Erziehungscoaching-Seminare. Ich nahm an Sportangeboten wie Rückenfit, Cardio- oder Ganzkörpertraining teil. Ich hatte zwei Burn-out- und Selbstfürsorge-Gespräche. Nichts von alledem hätte ich wahrscheinlich jemals zu Hause gemacht. 

Ich bin auf der Kur deutlich zur Ruhe gekommen. Ich habe gelernt meine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen und mich körperlich zu entspannen. Beides hilft mir auch nach der Kur sehr in meinem Alltag zu Hause. Wobei mir keine Massage, kein Einzelgespräch, kein Erziehungscoaching-Seminar so sehr geholfen hat, wie die Gespräche mit anderen Müttern. Jede von uns hatte ganz eigene Gründe, warum sie eine Kur braucht. Und ich muss gestehen: Zu wissen, dass auch andere Mütter sich manchmal überfordert fühlen und keine perfekt ist, hat mich sehr beruhigt. Ich habe viele tolle Mütter kennengelernt und mein Sohn neue Freunde gefunden. Für mich steht fest: Es wird nicht die letzte Mutter-Kind-Kur für uns gewesen sein! 

Annika Wilde (33) ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes. Beruf, Erziehung, Haushaltt, Hunde und dann noch die Corona-Pandemie waren irgendwann zu viel. Annika entschied sich für eine Mutter-Kind-Kur, die sie in einer unserer MGW-Kliniken, dem DRK-Zentrum für Gesundheit und Familie auf Pellworm, machte. Ihr Sohn und sie nahmen am dritten Kurdurchgang seit Ausbruch der Pandemie teil.