Homeschooling und andere Befindlichkeiten im MGW-Homeoffice

Zwei Mütter berichten von den Herausforderungen im Homeschooling und dem schlechten Gewissen sich selbst gegenüber

Jeden Tag mehrmals Essen zubereiten für die ganze Familie, Wäsche aufhängen, abnehmen, zusammenlegen. Den Kindern ein abwechslungsreiches „Programm“ bieten: Bewegung, Kreativität, frische Luft, Ruhe. Ja, es nervt und es stresst, zu viert zu Hause den ganzen Tag, wenn man seinen eigenen Verpflichtungen im Home Office nachkommen muss.

Oft frage ich mich, wie geht es meinen anderen Kolleginnen in den letzten Wochen? Wie läuft das alles mit Schulkindern ab?

Vom Perfektionismus im Homeschooling

Eine Kollegin berichtet von ihren ersten drei Wochen seit der Kontaktsperre. Mit zwei Schulkindern zu Hause ist ihr erster Gedanke: Super jetzt darf ich arbeiten, den Haushalt machen und bin jetzt auch noch Lehrerin?

Außerdem noch Fitness- und Motivationstrainerin, denn die Kinder brauchen viel Auslauf, Erholung und Motivation zur Bewältigung der Mengen an Schulaufgaben.

Die erste Woche startet für uns noch ganz entspannt: Die Kinder finden es voll cool Zuhause. Mein Mann und ich arbeiten weiterhin im Büro und die Kinder sind alleine – sie sind schließlich groß genug.

Die Omas stellen das Essen vor die Tür und die Kinder sind noch ganz gechillt. Die Hausaufgaben trudeln langsam ein und werden irgendwie bearbeitet. Wir besprechen diese am Abend und was am nächsten Tag ansteht.

Mittwoch kommt dann der erste Schock per E-Mail: Bitte bis Freitag alles abgeben! Es wird benotet und das gilt für alle Aufgaben in den drei Wochen Homeschooling.

Am Freitag habe ich zum Glück frei – Zeit zum Einscannen der Hausaufgaben für die Schule bzw. fotografiere ich alles fein säuberlich mit dem Handy, weil wir natürlich keinen Scanner haben. Dann werden zahlreiche Mails an die Lehrer versendet. Der Freitag ist geschafft… und ich am Ende.

Wochenenden Adé!

Woche zwei: Der Druck auf Kinder und Eltern steigt. An den Wochenenden wird jetzt immer nachgearbeitet und am Montag werden die noch nicht erledigten Aufgaben nachgesendet.

Montag prasseln dann von unserem Gymnasiasten und dem Sechstklässler neue Aufgaben auf uns ein. Diesmal aber von allen Lehrern - auch von den Lehrern, die sich in der ersten Woche nicht beteiligt haben. Es liegen uns insgesamt Aufgaben mit Abgabeterminen von 15 verschiedenen Lehrern vor. Uffff....

Mir stellt sich oft die große Frage: Wie viel beeinflusse ich die Hausaufgaben meiner Kinder? Kann ich auch Ergebnisse an die Lehrer versenden, die nicht ganz perfekt sind? Oder muss ich alles kontrollieren und korrigieren?

Wir entscheiden uns für: die Kinder machen selbst, und nicht perfekt. Und wir sorgen „nur“ dafür, dass sie es machen. Das ist schon schwierig genug. Mein neuer Job: Motivationsguru! 

Mit dieser Entscheidung „nicht perfekte Aufgaben abzuliefern“, muss man einiges aushalten können. z. B. wenn der Mathelehrer einem schreibt, dass unser Sohn ihm etwas gesendet hat, er aber leider gar nicht versteht, was das sein soll. Ich persönlich dachte, es sei die Mathehausaufgabe. Anscheinend war diese aber so chaotisch bearbeitet, dass er sie als solche nicht erkannt hat.

Ich nehme es mit Humor. Es ist wichtig, diesen in der Corona-Zeit beizubehalten. Die Mail habe ich meinem Sohn vorgelegt, danach hat er sich mehr Mühe gegeben!! YEAH!

Trotz Humor schaue ich in diesen Zeiten oft, wie es die andere Mütter machen. Besonders die, die mit ihren Kindern alles perfekt machen und mit den Lehrer*innen skypen und so lange Fragen stellen bis sie die perfekte Lösung der Aufgaben niederschreiben können. Es sind die Mütter, die mit ihren Kindern natürlich jeden Kuchen selbst backen. Keine Mütter wie ich, die auch mal eine Backmischung verwenden.

Jetzt sind drei Wochen „Homeschooling“ vorbei und wir sind fast am Ende der Osterferien. Davon merke ich leider nicht viel, da wir immer noch nicht alle Schulaufgaben geschafft haben.

Der innere Wunsch nach ein bisschen Zeit für sich selbst

Barbara startet im MGW-Büro normalerweise gegen 9 Uhr. Dank Home-Office schafft sie es nun auch etwas früher an den Rechner. Papa kümmert sich meist um ihren zweijährigen Sohn und sie können zu dritt eine Stunde ihre gemeinsame Mittagspause genießen.

Apropos Mittagspause – die Essensversorgung ist für Barbara aktuell ein großes Thema: Am besten ist es, wenn vom Abendessen am Tag vorher noch etwas übrig ist, das einfach aufgewärmt werden kann. Klappt leider nicht immer. Fünf Mahlzeiten über den Tag verteilt sind auch eine große Aufgabe. Die Gerichte werden meist von Mama ausgedacht und Zutaten eingekauft. Nach dem Essen ist vor dem Essen.

Dafür, dass der Papa tagsüber die Kinderbetreuung übernimmt, bin ich sehr dankbar. Leider ist es manchmal auch so, dass ich vom Kleinen zum „Arbeiten“ abkommandiert werde, auch wenn ich frei habe. Trotzig werde ich vehement mit ganzem Körpereinsatz weggeschoben mit dem Kommentar „Mama arbeiten“!

Während der Telefonkonferenzen mit Kolleginnen wird dennoch meistens genau dann um Mamas Aufmerksamkeit gebeten und mindestens einmal heftig auf die Tür (zusperren leider unerlässlich) zum Arbeitszimmer geschlagen und um Einlass gebrüllt, wenn man sich gerade selbst am Telefon äußern möchte.

Viel extra Zeit mit meinem Kind ist toll und ein Geschenk. So hat sich innerhalb der vierwöchigen Isolationszeit die Sprachfähigkeit meines Sohnes enorm weiterentwickelt. Leider wird jetzt so ziemlich alles von ihm nachgeplappert, was er aufschnappt, durchaus auch mal ein nicht so schönes Wort…. Natürlich wird dieses immer wieder lautstark präsentiert und herausposaunt.

Kann man nur hoffen, dass es bis zum Kita-Neustart wieder vergessen wird. Denn von wem er das Wort hat, wenn er keine anderen Kontakte außer den Eltern hat, lässt sich schnell erahnen. Zumal bei uns im zweisprachigen Haushalt noch eindeutiger ist, vom wem die deutschen Schimpfworte kommen…

Auch wenn ich gerade in einer recht „guten“ Situation bin, in der ich Ruhe zum Arbeiten finde, habe ich permanent ein schlechtes Gewissen, weil mein Partner so viel Kinderbetreuung übernimmt. Unser Kind ist in der Papa-Phase und damit sowieso am liebsten bei ihm.

Trotzdem traue ich mich dann nicht, auch noch Zeit für mich selbst einzufordern. Ich würde gern mal in Ruhe mit Freunden telefonieren oder die Online-Yoga-Stunde wahrnehmen. Abends, wenn das Kind im Bett ist, würde das gehen, aber dann bin ich einfach zu müde vom Tag.