Ein neuer Start

Wie die Mutter-Kind-Kur auf Norderney Isabelle und ihre Kinder wieder mehr verbunden hat.

Isabelle, alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern, war im Herbst 2024 in einer Mutter-Kind-Kur in der MGW-Klinik Thomas-Morus-Klinik auf Norderney. Nach einer stillen Geburt und anschließender schwerer Krankheit mit langem Krankenhausaufenthalt, musste sie im Familienalltag wieder funktionieren. Das Erlebte konnte sie kaum verarbeiten und auch die Beziehung zu ihren beiden Kindern hatte darunter gelitten.

In der Mutter-Kind-Kur konnte Isabelle nicht nur neue Kraft und Perspektiven für ihren Familienalltag finden, sondern gleichzeitig auch die Verbindung zu ihren Kindern wieder stärken. In ihrem persönlichen Kurbericht lässt sie uns an ihren Erfahrungen in der Kur und den positiven Auswirkungen auf ihr Leben teilhaben.

Erfahrungsbericht

Im September 2024 habe ich eine Mutter-Kind-Kur mit meinen beiden Töchtern, 9 und 12 Jahre alt, in der Thomas-Morus-Klinik auf Norderney gemacht. Diese Kur war für uns alle dringend notwendig, vor allem nach den Ereignissen des letzten Jahres, die mich sowohl körperlich als auch seelisch an meine Grenzen gebracht hatten. Anfang des Jahres war ich nach einer Totgeburt selbst schwer krank und musste lange Zeit im Krankenhaus verbringen. Diese Belastung hat tiefe Spuren hinterlassen und die Bindung zu meinen Töchtern erschüttert, weil ich eine Zeit lang schlichtweg nicht für sie da sein konnte. Hinzu kamen natürlich auch die täglichen Herausforderungen zwischen meinem Job als Versicherungskauffrau, für den ich auch ab und zu Dienstreisen machen muss, Hausaufgaben mit den Kindern, Hobbies etc.

Für mich war klar, dass ich diese Kur unbedingt nutzen wollte, um all das Erlebte zu verarbeiten und körperlich wieder zu Kräften zu kommen. Aber noch wichtiger war mir, dass ich wieder eine stärkere Verbindung zu meinen Töchtern aufbauen wollte. Eine Beziehung, die durch die schwere Zeit einiges abbekommen hatte.

Eine neue Bindung zu meinen Töchtern

Die Kur auf Norderney bot uns eine wertvolle Zeit fernab vom Alltag, ohne Stress, ohne Zeitdruck und ohne die vielen Verpflichtungen, die sonst das Leben bestimmen. Das Schöne war, dass wir uns einfach aufeinander konzentrieren konnten, was im normalen Alltag oft schwer möglich ist. Wir konnten gemeinsam Zeit verbringen, ohne daran zu denken, was im Haushalt noch zu tun ist oder wie der nächste Arbeitstag aussieht. Diese Zeit war für mich unglaublich wertvoll und hat die Beziehung zu meinen Töchtern enorm gestärkt. Wir haben zusammen gespielt, viel geredet und einfach die Gegenwart des anderen genossen. Etwas, das uns in dieser reinen Form lange gefehlt hatte. Es war für uns eine intensive und sehr wertvolle Zeit, die unser Verhältnis auf eine neue, stärkere Grundlage gestellt hat.

Die Kur: Kein Urlaub, sondern auch herausfordernd

Was mir dabei bewusst wurde, ist, dass eine Kur kein Urlaub ist. Natürlich klingt eine Kur an der Nordsee im ersten Moment verlockend, und man könnte meinen, dass man sich dabei wie in einem 5-Sterne-Hotel am Meer erholen kann. Doch so ist es nicht. Eine Kur ist keine entspannende Ferienreise. Sie ist vielmehr eine Zeit der intensiven Arbeit an sich selbst und eine Möglichkeit, den eigenen Themen und Belastungen auf den Grund zu gehen. In einer Kur muss man sich bewusst mit den Dingen auseinandersetzen, die im Alltag oft unter den Tisch fallen, weil einfach nie die Zeit dafür da ist.

Das bedeutet auch, dass man nicht den ganzen Tag am Strand oder auf einer Liege verbringen kann, sondern dass man sich mit vielen Themen konfrontieren muss, die teils schmerzhaft sind. Mir ist klargeworden, dass nur diejenigen, die sich wirklich darauf einlassen, den vollen Nutzen aus der Kur ziehen. Wer sich hingegen zurückhält oder denkt, die Kur sei eine Art Wellnessurlaub, der wird nicht wirklich davon profitieren. Es ist wichtig, offen für die Angebote und Maßnahmen zu sein, selbst wenn man vielleicht das Gefühl hat, dass das eine oder andere Angebot nicht zu einem passt. Am Anfang schien mir manches abstrus oder unangenehm, doch ich habe schnell gemerkt, dass ich mich nur weiterentwickeln konnte, wenn ich mich wirklich auf alles einließ.

Vertrauensvolle Gespräche und tiefer Austausch

Was für mich besonders herausgestochen ist in der Kur, war der intensive Austausch mit anderen Müttern, die ebenfalls ihre eigenen Herausforderungen mitbrachten. Zu spüren, dass ich nicht alleine bin, war für mich eine große Stütze. Die Vertrautheit, die unter uns Müttern schnell entstand, war eine ganz besondere Erfahrung. Jeder hatte seine Geschichte, und auch wenn es manchmal ganz unterschiedliche Probleme waren, haben wir uns gegenseitig viel Halt gegeben. Manchmal ist es im Alltag schwer, solche tiefgehenden Gespräche zu führen, vor allem mit Menschen, die die eigenen Belastungen und Ängste nicht verstehen. Doch dort in der Klinik war es anders – die Offenheit und Vertrautheit untereinander war sofort da, und wir haben uns gegenseitig sehr unterstützt.

Ein besonders emotionaler Moment ereignete sich, als ich während einer Gruppenrunde plötzlich eine Panikattacke bekam. Wegen meiner eigenen traumatischen Erfahrung mit der Nahtoderfahrung, die ich Anfang des Jahres durchgemacht hatte, kommen solche Attacken leider immer wieder und meist völlig unerwartet. In dieser Runde waren wir dabei, einander mithilfe von Bildern vorzustellen, und drei Frauen vor mir hatten nacheinander über das Thema Tod gesprochen. Plötzlich spürte ich, wie ich in Panik verfiel – Herzrasen, Atemnot, der ganze Körper reagierte. Es war eine überwältigende Situation, und ich spürte, wie ich die Kontrolle verlor. Doch genau in diesem Moment kam eine andere Mutter zu mir, nahm meine Hände und beruhigte mich mit einer Atemübung. Sie wusste, wie sie mir helfen konnte, weil sie selbst seit vielen Jahren Panikattacken hatte. Ihre Hilfe war für mich ein enormer Trost und hat mir gezeigt, dass ich in meiner Angst nicht alleine bin. Diese Erfahrung hat mir auch gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt unter uns Müttern war.

Veränderungen, die bleiben

Nach der Kur hat sich für mich vieles verändert. Ein zentraler Punkt ist, dass ich bewusster auf meine eigene Gesundheit achte. In der Kur habe ich gelernt, dass ich nur dann für andere da sein kann, wenn es mir selbst gut geht. Das bedeutet auch, dass ich mir selbst Zeit gönne und auf meine eigenen Bedürfnisse höre. Ein Beispiel ist die regelmäßige Bewegung, die ich nun fest in meinen Alltag integriert habe. So habe ich mich direkt nach der Kur für einen Yoga-Kurs angemeldet und gehe einmal in der Woche ins Fitnessstudio. Diese feste „Ich-Zeit“ gibt mir neue Energie und hilft mir, gelassener und ausgeglichener zu sein – etwas, das auch meinen Kindern zugutekommt.

Rituale und neue Gewohnheiten im Familienalltag

Was ich ebenfalls aus der Kur mitgenommen habe, sind kleine Rituale, die unseren Familienalltag bereichern. Abends nehmen wir uns jetzt bewusst Zeit für eine gemeinsame Kuschelstunde, bei der wir uns gegenseitig vorlesen. Auch wenn es an manchen Abenden später wird, ist dieses Ritual ein fester Bestandteil geworden und für uns alle eine sehr wertvolle Zeit. Vor dem Schlafengehen reden wir darüber, was uns am Tag am besten gefallen hat, und auch darüber, worauf wir uns am nächsten Tag freuen. Das gibt uns allen eine positive Perspektive.

Warum ich anderen eine Kur empfehle

Für alle, die darüber nachdenken, eine Kur zu machen: Es lohnt sich, auch wenn es herausfordernd ist. Die Kurzeit ermöglicht eine tiefgehende Auseinandersetzung mit eigenen Herausforderungen, frei von den alltäglichen Verpflichtungen wie Haushalt oder Beruf. Wer sich wirklich darauf einlässt, wird gestärkt daraus hervorgehen und neue Energie für den Alltag mitnehmen.

Aber eine Kur ist eben kein Urlaub, und das sollte man sich vor Augen halten. Wer erwartet, sich den ganzen Tag entspannt zurückzulehnen und nur Erholung zu finden, der wird enttäuscht sein. Die Kur fordert die eigene Bereitschaft, sich mit Herausforderungen auseinanderzusetzen und die Zeit aktiv zu nutzen. Es geht nicht um Komfort und Luxus, sondern darum, Dinge zu verarbeiten, die im Alltag oft keinen Platz finden. Aber gerade durch diese intensive Auseinandersetzung habe ich neue Kraft und Lebensfreude gewonnen. Ich würde eine Kur jederzeit weiterempfehlen, denn sie stärkt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die Bindung zu den Kindern – und bringt neue Perspektiven für den Alltag.